Textmaterial |
Telegram Hindenburgs an die Armeeoberkommandos vom 19.12.1918 bzgl. der Sieben Hamburger Punkte |
Ich erkenne die von dem Zentralrat der A.- und S.-Räte am 18.12.1918
in Berlin gefaßte Resolution betreffend Vereinbarungen im Heerwesen,
insbesondere in der Stellung von Offizier und Unteroffizier, nicht an. |
Ich bin der Auffassung, daß eine solch tief in das Leben der Nation
einschneidende Veränderung nicht von einer einseitigen
Ständevertretung, sondern nur von der durch das ganze Volk berufenen
Nationalversammlung getroffen werden kann. |
Das Heer steht nach wie vor loyal zu der Regierung Ebert und erwartet von
dieser, daß sie die von ihr gegebenen Zusagen über den Bestand des
Heeres und Richtlinien über die Befugnisse der Vertrauensräte des
Heeres weiter als maßgebend anerkannt und dadurch dem Offiziers- und
Unteroffizierskorps ermöglicht, weiter Dienst zu tun. |
Ich bin in diesem Sinne bei der Regierung vorstellig geworden. Es bleibt
daher bei den bisher gegebenen Befehlen. |
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Ritter, Gerhard A. und Miller, Susanne (Hrsg.):"Die deutsche Revolution 1918-1919. Dokumente". 2.Auflage, Frankfurt 1968 |
Erläuterung: Nach der Annahme der 7 Hamburger Punkte durch den Reichsrätekongress am 18.Dezember 1918 sandte Hindenburg direkt am nächsten Tag ein Telegramm an die Armeeoberkommandos, in dem er den Beschluss des Kongresses für ungültig erklärte. Hindenburg und Groener drohten der Regierung zudem mit Rücktritt, falls sie sich hinter die 7 Punkte stellen würde. Somit wurde am 20.Dezember ein Kompromiss beschlossen, der Ausnahmeregelungen für Marine und Feldheer zugestand. |