Am Montag, den 28.Januar 1918 erfolgte durch die Branchenkonferenz der Metallarbeiter und die Spartakusgruppe der Aufruf zum politischen Massenstreik. Es wurden die Forderungen nach Streik-, Vereins-, Versammlungs- und Koalitionsfreiheit und einer Freilassung aller politisch Inhaftierten erhoben. Die Erfüllung der Forderungen durch die Regierung sollte nach Meinung der Initiatoren die Grundlage für einen sofortigen Friedensschluss mit den Alliierten schaffen.
In Berlin folgten 400.000 Arbeiter, vor allem aus der Rüstungs- und Munitionsindustrie, dem Aufruf und zogen mit der Forderung "Für Frieden und Brot" durch die Stadt. Es wurden Vertrauensleute in den Betrieben gewählt, die sich am Nachmittag als "Groß-Berliner-Arbeiterrat" mit 414 Vertretern im Gewerkschaftshaus am Engelufer zu einer Sitzung trafen. Der Leiter der revolutionären Obleute, Richard Müller, wurde zum Vorsitzenden des aus 11 Mitgliedern bestehenden Aktionsausschusses ernannt, zu dem außer ihm auch Wilhelm Dittmann, Hugo Haase und Georg Ledebour von der USPD sowie Otto Braun, Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann von der MSPD gehörten.
In den folgenden Tagen stieg die Zahl der Streikenden weiter an und auch in anderen Großstädten kam es vermehrt zu Arbeitsniederlegungen. Dies hatte zur Folge, dass am 31.Januar der verschärfte Belagerungszustand vom kommandierenden General von Berlin und von den Marken über Berlin verhängt wurde und die vom Aktionsausschuss veranstaltete Kundgebung von Polizei und berittener Gendarmerie gewaltsam aufgelöst wurde. Es gab laut Polizeiangaben einen Toten und 21 Verletzte.
Ab dem 1.Februar wurden außerdem sieben Großbetriebe, bei denen es besonders viele Streikende gegeben hatte, unter militärische Kontrolle gestellt und unter Androhung von Strafen und Einberufungen - was inzwischen bemerkenswerter Weise auch als Strafe galt ! - eine Frist zur Arbeitsaufnahme bis zum 4.Februar gestellt.
Auf Grund von Massenverhaftungen, bei denen bis zu 500 Arbeiter pro Tag zum Kriegsdienst eingezogen wurden, beschloss der Aktionsausschuss am 3.Februar den Abbruch des Streiks.
Die Arbeit wurde gemäß der Frist am 4.Februar wieder aufgenommen und viele der Streikführer ebenfalls verhaftet.
So war es dem Kaiserregime noch einmal gelungen die Bewegung zurückzuschlagen, doch ganz unterdrücken ließ sie sich nicht mehr.

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